„Im Alter verändert sich vieles: Krankheit, Trauer, Einsamkeit!“

Martina Sievers-Gotthilf sucht als Altenseelsorgerin nach neuen Wegen

Pastorin Martina Sievers-Gotthilf
Martina Sievers-Gotthilf ist die neue Altenseelsorgerin der Region Georgsmarienhütte, Hagen und Sutthausen, Foto: Ev.-luth. Kirchenkreis Melle-Georgsmarienhütte/Birte Hoppe

Pastorin Martina Sievers-Gotthilf freut sich auf die Herausforderungen als Beauftragte für Altenseelsorge in Georgsmarienhütte, Hagen und Sutthausen. Seit dem 1. August ist sie in der Region unterwegs, sucht erste Kontakte und baut ein Netzwerk auf:

Was verbirgt sich hinter der Beauftragung für Altenseelsorge?

Altenseelsorge ist ein spezielles Arbeitsfeld der Seelsorge. Es meint die Beratung, Begleitung, aber auch Fortbildung und ganzheitliche Konzeptentwicklung für älter werdende Menschen in ihren vielfältigen Bedürfnissen und Lebensbezügen „mit Leib und Seele“.

Was für eine besondere Herausforderung ist es mit älteren Menschen zu arbeiten? Wo liegen die Schwerpunkte?

Zum einen gibt es die Menschen, die nach ihrer Verrentung nach neuen, sinnstiftenden Tätigkeitsfeldern suchen. Wie kann der Übergang in den „Ruhestand“ gestaltet werden? Welche Fortbildungsmöglichkeiten können wir anbieten? Zum anderen sind da die Menschen, die eine zunehmende Einschränkung ihrer Möglichkeiten erleben, die eine Lebensbilanz ziehen möchten, Abschiede zu verarbeiten haben oder zunehmend auf Hilfe im Alltag angewiesen sind. Alt zu werden bedeutet keinen Stillstand, sondern viele Veränderungen, die auf einen zukommen. Wie können wir Menschen dabei begleiten, die diese Lebensphase für sich gestalten wollen oder müssen? Und wie begleiten wir ihre Angehörigen und die Mitarbeitenden in der Pflege?

Sie haben jetzt die Stelle neu angetreten. Welche Erfahrungen bringen Sie mit?

Da denke ich an viele Begegnungen und Erfahrungen aus meiner langjährigen Gemeindearbeit. Zudem habe ich elf Jahre lang als Krankenhausseelsorgerin gearbeitet, also im medizinisch-pflegerischen Bereich mit Themen wie palliativer Begleitung, Krisenintervention, Beratung und Begleitung von Menschen mit körperlichen oder seelischen Einschränkungen. Biografiearbeit und die Gestaltung von Andachten gehörte ebenfalls dazu. Als Diakoniepastorin hatte ich bereits mit Themen wie Altersarmut, Einsamkeit sowie einer Vernetzung im Sozialraum zu tun. Ich schätze hierbei die Arbeit in multiprofessionellen und ökumenischen Teams.

Wie ist die Stelle ausgerichtet?

Meine Stelle wurde völlig neu konzipiert. Die Region Georgsmarienhütte des Kirchenkreises stellt 1/4 dieser Stelle für den Schwerpunkt der Arbeit mit Seniorinnen und Senioren zur Verfügung. 1/4 Stellenanteil wird von der DIOS (Diakonie Osnabrück Stadt und Land gGmbH) finanziert, die Trägerin der evangelischen Senioreneinrichtungen und des Pflegedienstes in der Region ist. Die Landeskirche ergänzt 1/2 Stelle aus dem Pool der Altenseelsorge. So ist eine volle Stelle für acht Jahre entstanden. Über die Seelsorge in den Einrichtungen und den Gemeinden hinaus soll ein Netzwerk der Menschen entstehen, die sich für älter werdende Menschen in der Gesellschaft engagieren, egal ob in Kirche, Diakonie oder im Sozialraum.

Wo sehen Sie nach den ersten Wochen ihre Themenfelder?

Da wären die individuelle Seelsorge für Seniorinnen und Senioren, ihre Angehörigen sowie für die Mitarbeitenden in der Pflege, Gestaltung von Andachten und spezifischen Gottesdiensten, Entwicklung von thematischen Veranstaltungen oder Schulungen rund ums Thema „Älter werden“ sowie das Gespräch mit den unterschiedlichsten Menschen, um gemeinsam Ideen zu entwickeln und auszuprobieren.

Können Sie schon absehen, wo Probleme bei der Umsetzung sein könnten?

Die neugeschaffene Stelle hat noch keine Struktur. Das ist eine Chance und gleichzeitig ihre Schwierigkeit. Es gibt viele Menschen, die bereits als Ehrenamtliche oder Hauptamtliche in diesem Bereich unterwegs sind. Welche Ideen können wir gemeinsam entwickeln? Wo kann ich unterstützen, wo setze ich Schwerpunkte, welche Felder werden sich bewähren, welche werden nicht angenommen werden? Auf längere Zeit hin erfordert diese Arbeit vermutlich viel Offenheit, Geduld, Freiraum und Flexibilität.

Wo liegt für Sie persönlich die größte Herausforderung?

Nicht ungeduldig zu werden, offen zu bleiben und darauf zu vertrauen, dass das Richtige entstehen wird, wenn die Zeit dazu gekommen ist.

Was ist Ihre Vision?

Ich möchte daran mitwirken, Kirche oder besser noch „Reich Gottes“ immer wieder neu mitzugestalten und auszuprobieren. Ich sehe vor mir eine Gesellschaft, in der Menschen, Jung und Alt, mit all ihren individuellen Unterschieden und Fähigkeiten gemeinsam unsere Region menschlich, liebenswert und bunt mitgestalten, mit Respekt vor der Lebensleistung von jeder und jedem.

Sie machen auch Vertretung für andere Pastoren. Wie passt das in ihr Arbeitsumfeld?

Ich bin Pastorin und Seelsorgerin. Die Mitarbeit in den Gemeinden und Vertretung von Kolleginnen und Kollegen gehört für mich zu meiner Arbeit. Bei der Gestaltung von Beerdigungen oder von Gemeindegottesdiensten komme ich mit vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt. Dies hilft mir wahrzunehmen, was die gerade aktuellen Themen, Fragen und Bedürfnisse sind, ob bei jüngeren oder bei älteren Menschen.

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei Ihnen aus?

Den gibt es nicht! Noch nicht. Fragen Sie mich am besten in einem Jahr wieder.

Wie finden Sie einen Ausgleich zu Ihrer anspruchsvollen Arbeit?

Die Arbeit fordert mich planerisch, zeitlich und inhaltlich. Darum suche ich mir Entspannung im Genießen von wertvollen Augenblicken: die tieferstehende Sonne, die durch die Herbstblätter strahlt, der Espresso mittags gemeinsam mit meinem Mann, Klavier spielen und singen oder etwas Leckeres kochen... Das schenkt mir wieder innere Ruhe.

Kontakt

Pastorin Martina Sievers-Gotthilf
Mobil: 0175-8281331