Ein Jahr Krieg in der Ukraine - Einsatz für den Frieden

Pressemitteilung 22. Februar 2023

Evangelisch-lutherische Kirche in Osnabrück setzt sich für Frieden ein

(Osnabrück) Kurz vor dem ersten Jahrestag des Überfalls Russlands auf die Ukraine ruft die Evangelisch-lutherische Kirche in Region und Stadt Osnabrück zum konsequenten Einsatz für den Frieden auf. Bei der Friedenskette zwischen Osnabrück und Münster, die für Freitag, 24. Februar, geplant ist, werden Menschen aus verschiedenen Gemeinden des Kirchenkreises Osnabrück vertreten sein. So haben sich Gruppen mit Konfirmand*innen, Kirchenvorstände oder Chöre für die Teilnahme angemeldet, um für den Frieden einzutreten. Einreihen werden sich auch Regionalbischof Friedrich Selter vom Sprengel Osnabrück und der Superintendent des Kirchenkreises Osnabrück, Dr. Joachim Jeska. Um 16 Uhr werden für sechs Minuten die Kirchenglocken entlang der Friedenskette läuten und zum Gebet aufrufen.

Direkt im Anschluss an die Friedenskette wird in der Evangelisch-lutherischen Kirche St. Marien in der Osnabrücker Innenstadt um 17 Uhr die Ausstellung „Київ / Kiew 22“ eröffnet, in der sich der Flensburger Künstler Uwe Appold mit diesem Krieg auseinandersetzt. Appold suchte einen exklusiven Ort in Deutschland, um den Bilder-Zyklus zu zeigen. Mit der Eröffnung der Ausstellung in St. Marien in direkter Nachbarschaft zum Rathaus des Westfälischen Friedens, verbindet sich die Hoffnung, dass dieser Krieg, genau wie der Dreißigjährige Krieg, mit Friedensverhandlungen endet. „So traurig der Anlass ist, so passend finde ich es, dass wir am ersten Jahrestag des Überfalls Russlands auf die ukrainische Zivilbevölkerung die Ausstellung ‚Київ / Kiew 22‘ in Osnabrück eröffnen können“, sagt Regionalbischof Friedrich Selter, der diesen Ort angeregt hatte. „Die Bilder sind für mich ein Sinnbild für die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges. Zugleich sind sie ein Mahnruf, dass endlich die Waffen schweigen und Friede ausgehandelt wird“, so Selter. Musik mit Künstler*innen aus der Ukraine und Gespräche mit Uwe Appold erwarten die Besucher*innen in St. Marien.

„Engagement für den Frieden“

„Knapp ein Jahr nach dem völkerrechtswidrigen Überfall Russlands auf die Ukraine zeichnet sich kein Ende des grausamen Krieges ab. Täglich sterben auf beiden Seiten Soldaten und ukrainische Zivilist*innen, Millionen Menschen befinden sich innerhalb der Ukraine oder in den angrenzenden Staaten auf der Flucht. Über eine Million Geflüchtete, vornehmlich Frauen und Kinder, sind nach Deutschland gekommen. So sehr wir alle uns einen sofortigen Waffenstillstand und ein Ende des Sterbens wünschen, spricht im Moment nichts dafür, dass dies in absehbarer Zeit geschehen wird. Und doch dürfen wir mit unserem Engagement für den Frieden nicht nachlassen und resignieren“, erklärt Superintendent Dr. Joachim Jeska.

Regionalbischof Friedrich Selter unterstreicht: „Für uns als Kirche steht außer Zweifel, dass sich die Ukraine gegen diesen verbrecherischen Angreifer zur Wehr setzen muss. Dass dazu Waffen notwendig sind, die auch aus unserem Land zugeliefert werden müssen, ist eine bittere Einsicht. Aber so notwendig Waffen zur Verteidigung gegen den Aggressor Russland sind, mit ihnen lässt sich kein Frieden schaffen. Darum gehört zu unserer Solidarität mit der Ukraine auch der Appell an beide Seiten, umgehend in Friedensverhandlungen einzutreten. Dabei weisen wir Tendenzen entschieden zurück, dass beide Seiten auch für die kriegerischen Auseinandersetzungen verantwortlich seien. Vielmehr geht der Krieg einseitig von Russland aus.“

Stellungnahmen zum Krieg in der Ukraine

Stellungnahme von Regionalbischof Friedrich Selter, Sprengel Osnabrück, und Dr. Joachim Jeska, Superintendent im Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Osnabrück

Ein Jahr nach dem völkerrechtswidrigen Überfall Russlands auf die Ukraine zeichnet sich kein Ende des grausamen Krieges ab. Täglich sterben auf beiden Seiten Soldaten und ukrainische Zivilist*innen, Millionen Menschen befinden sich innerhalb der Ukraine oder in den angrenzenden Staaten auf der Flucht. Über eine Million Geflüchtete, vornehmlich Frauen und Kinder, sind nach Deutschland gekommen.

So sehr wir alle uns einen sofortigen Waffenstillstand und ein Ende des Sterbens wünschen, spricht im Moment nichts dafür, dass dies in absehbarer Zeit geschehen wird. Und doch dürfen wir mit unserem Engagement für den Frieden nicht nachlassen und resignieren und müssen uns von folgenden Überlegungen leiten lassen:

  1. Auslöser und Aggressor des Krieges ist die russische Regierung unter Präsident Putin. Jegliche Übernahme der Putin-Propaganda, die der NATO eine gleichrangige oder gar dominierende Schuld für den Krieg zuweist, lehnen wir entschieden ab. An Demonstrationen oder Aufrufen, in denen diese Umkehr der Fakten propagiert wird, können wir uns niemals beteiligen.
  2. Unsere Solidarität gilt der Ukraine, die sich gegen einen Gegner verteidigt, der ukrainische Soldaten und Zivilist*innen tötet, ukrainisches Territorium besetzt und die Zivilbevölkerung unter Bruch des Völkerrechts durch die Zerstörung von Elektrizitäts- und Wasserversorgung, Wohnhäusern und sozialer Infrastruktur wie Krankenhäuser, Apotheken und Schulen zermürbt. Massaker an wehrlosen Zivilist*innen und die Entführung von ukrainischen Kindern nach Russland zeigen, dass die russische Regierung ihre in den Staatsmedien stetig wiederholte Propaganda wahr macht und einen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine führt.
  3. Unsere Solidarität gilt deshalb dem Kampf der Ukraine gegen diesen Vernichtungskrieg. Sie zeigt sich nicht nur in der Aufnahme von Geflüchteten und durch konkrete Hilfsmaßnahmen, sondern auch in der Lieferung von Waffen, mit denen die Ukraine sich gegen den zahlenmäßig weit überlegenen Gegner zur Wehr setzt. Für uns als Kirche steht außer Zweifel, dass sich die Ukraine gegen diesen verbrecherischen Angreifer zur Wehr setzen muss. Dass dazu Waffen notwendig sind, die auch aus unserem Land zugeliefert werden müssen, ist eine bittere Einsicht.
  4. Aber so notwendig Waffen zur Verteidigung gegen den Aggressor Russland sind, mit ihnen lässt sich kein Frieden schaffen. Darum gehört zu unserer Solidarität mit der Ukraine auch der Appell an beide Seiten, umgehend in Friedensverhandlungen einzutreten. Dabei weisen wir Tendenzen entschieden zurück, dass beide Seiten auch für die kriegerischen Auseinandersetzungen verantwortlich seien. Vielmehr bleibt es eine schreckliche Tatsache, dass Russland die Ukraine einseitig angegriffen und seit zwölf Monaten mit Gewalt überzogen hat.
  5. Dieser Krieg muss ein Ende haben. Jeder Tag, jede Stunde, in der weiter geschossen und gemordet wird, ist eine zu viel. Unsere Kirche und ihnen nahestehende Kampagnen wie die „Aktion Aufschrei“ haben zurecht stets den Stopp deutscher Waffenexporte in Kriegs- und Krisengebiete gefordert – hier müssen wir anerkennen, dass diese Haltung das Ende der Ukraine bedeuten und unabsehbare Konsequenzen für die russische Expansionspolitik nach sich ziehen würde.
  6. Für den Moment kann es daher nur darum gehen, die ukrainische Bevölkerung in ihrem Durchhaltewillen zu unterstützen und ihnen mit unseren Hilfsmaßnahmen und Projekten über die Diakonie das Überleben zu ermöglichen. Auch wenn unabsehbar ist, wie lange diese Hilfe gebraucht wird, müssen wo immer möglich diplomatische Wege und Kanäle für Friedensverhandlungen und eine baldige Beendigung des Krieges genutzt werden, denn die alleinige Fokussierung auf Waffenexporte und die gegenseitige dauerhafte Aufrüstung führt nach allen Erfahrungen dazu, dass Kriege nicht beendet, sondern verlängert werden. Wir unterstützen deshalb jegliche sicherheitspolitischen Initiativen, die darauf ausgerichtet sind, weitere Eskalationsspiralen zu vermeiden, zur Deeskalation beitragen und darauf abzielen, politische und diplomatische Lösungen zu finden.